«Solothurns Stärke liegt in der Ruhe»

Ronja Furrer-Becht, 32, ist eines der erfolgreichsten Models schweizweit. Mit ihrem neuen Unternehmen «The Kinship» will sie nun der jüngeren Generation «wie eine grosse Schwester» zur Seite stehen.

Interview: Angela Zellweger

Hallo Ronja, ich bin neugierig, erzähle doch von dir und aus deinem Leben.

Ronja: Geboren und aufgewachsen bin ich in Lüterkofen SO. Seit ich 14 Jahre alt bin, reise ich als Model um die Welt, und seit vier Jahren bin ich Unternehmerin im Model-Management. Da geht es darum, junge Talente optimal zu unterstützen. Ich wäre froh gewesen, hätte ich eine persönliche Unterstützung gehabt. Ich bin fest überzeugt, man kann die junge Generation begleiten und ihr den Weg angenehmer machen. Gemeinsam mit meiner Geschäftspartnerin Jenny führe ich die Agentur. Momentan betreuen wir rund sieben Talente. Wir sind auf der Suche nach neuen Gesichtern.

Wie war es für dich, in Solothurn aufzuwachsen?

Einfach mega schön. Momentan sind mein Mann und ich in New York am Häuser anschauen und speziell jetzt poppen Bilder aus meiner Kindheit auf. Das würde ich gerne meiner zukünftigen Familie bieten können. Ich meine, ich konnte mich frei bewegen, mich in der Natur austoben, mit meinen Grosseltern durch die Stadt schlendern oder Pause in der Kaffeehalle machen. Ich komme immer gerne und oft nach Solothurn zurück. Es gibt mir die nötige Kraft und Energie, die ich hier in New York brauche.

Wie war es für dich, von Solothurn wegzugehen?

Du musst dir vorstellen, ich kannte nichts anderes als Land und Wald und war bis 14 auch nie ausserhalb der Region und plötzlich in Zürich oder Paris zu leben, war für mich ein Schock. Sobald ich ein bisschen Geld hatte, ging ich sofort mit dem Zug nach Hause. Noch heute zieht es mich sehr oft nach Hause, so alle zwei Monate brauche ich Solothurns Luft. Oft verbinde ich die Reise mit einem Auftrag in Europa. Speziell jetzt im Sommer geniesse ich es, in der Aare zu schwimmen, durch die Wälder zu ziehen und durch die Altstadt zu schlendern. Danach freue ich mich jeweils wieder auf New York.

Wie beschreibst du die Old-New Economy im Modelbusiness?

Vieles findet digital statt. Früher waren Castings vor Ort, heute schickst du oft ein Video von dir und die Evaluierung findet so statt. Ich habe noch jüngere Schwestern, 16 und 10, und ich sehe, wie anders sie alles handhaben und das zeigt sich auch im Modelbusiness. Es hat von allem mehr, weil ja durch die digitalen Medien alles offen wurde, schnell und kurzlebig: eine immense Dosis an Inhalten! Aber wie in allen Branchen, setzt sich Qualität auch bei uns durch.

Deine Message an die junge Generation?

Es braucht einen starken Willen, vergleiche dich nicht, lass dich nicht täuschen, es sieht alles so perfekt und toll aus, aber es ist eine Scheinwelt. Nur wenige zeigen, wie die Realität wirklich ist. Lass dich nicht verunsichern. Behalte deinen Ehrgeiz und halte durch. Es braucht Zeit, deinen eigenen Weg zu finden. Wähle deine Vertrauenspersonen gut aus. Interessiert du dich für einen Weg in der Model-Welt, kontaktiere uns gerne via Agentur thekinship.ch.

Du bist Unternehmerin, wie hältst du dich in deiner Energie?

Es ist eine immense Herausforderung, manchmal läuft es einfach und manchmal stockt alles und das bringt Druck, ich muss ja auch Mieten bezahlen. Als Model bist du abhängig vom Kunden, mal passt mein Körper und mein Gesicht, mal nicht. Jedoch können wir bei der Agentur einen soliden Service aufbauen, der den Bedürfnissen der nächsten Generation entspricht. Speziell geschätzt wird auch der Kontakt, den wir zu den Eltern pflegen, das sehe ich als wichtigen Bestandteil. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass meine Eltern und ich damals keine Ahnung von Verträgen hatten, da können wir nun gut weiterhelfen.

Wie kann die junge Generation von der älteren profitieren?

Da ich meine Karriere meinem Grossvater, Maler Stüdeli, einem Solothurner Unternehmer, zu verdanken habe, kann ich das gut beantworten. Er meldete mich damals zum Elite Model Look Wettbewerb an. Es war grandios. Ich wünschte, ich könnte mich noch heute mit ihm austauschen und dieses Gespräch mit ihm führen, heute, da ich älter bin und weiss, wer ich bin. Ich wünschte, ich könnte ihn fragen, was ihn damals dazu motiviert hat. Ich bin ihm dankbar. Auch meiner Grossmutter, die ebenfalls Unternehmerin war, bin ich sehr dankbar. Beide haben mich sehr inspiriert.

Deine Botschaft von New York nach Solothurn?

Bleib wie du bist, das Lied “Es isch so immer so gsi”, macht euch einfach aus. Für mich bist du perfekt, I Solothurn, bis gly 😊


Über The Kinship

Ronja Furrer und Jenny Bachmann gründeten 2020 The Kinship, eine Model-Agentur, die auf enger Betreuung und individueller Karriereplanung basiert. Ronja, ein erfahrenes internationales Model, teilt ihr Wissen und erweitert das Netzwerk der Agentur. Jenny, mit einem Abschluss in Wirtschaftswissenschaften und Erfahrung im Eventmanagement, sorgt für transparente und faire Betriebsabläufe.